Weltmeisterschaft F3D/F3E 2023 in Drachten/NL – Teil2/2

Mittwoch 2.8.

Eigentlich sollten heute Morgen die ersten Wertungsläufe starten. Da aber am Vortrag nicht alle Mannschaften die Möglichkeit hatten im offiziellen Training zu fliegen, mussten diese noch nachgeholt werden. Pünktlich um 9 Uhr standen die tschechischen F3E Piloten am Start und machten die ersten Trainingsläufe, bis diese von starkem Regen unterbrochen wurden. Das Wetter drückte stellenweise gut auf die Stimmung, denn ständig regnete es und wenn es mal nicht regnete, dann stürmte es. Bis mittags konnte kein weiterer Flug aufgrund des Wetters stattfinden.

Mittags konnten die tschechischen F3E und F3D Piloten, wie auch die niederländischen Piloten ihre Trainingsflüge ohne weitere Regenunterbrechungen beenden. Somit war das offizielle Training beendet und die ersten Wertungsläufe konnten starten.

Die Nervosität stieg bei uns deutlich an – zumal wir alle auch in den ersten drei Durchgängen (nacheinander) dran waren. Es regnete zwar nicht, aber die Luftfeuchtigkeit war noch sehr hoch und es war mit Böen bis 50Km/h sehr stürmisch.

Basti war im ersten Durchgang dran und holte sich beim ersten Rennen der WM gleich einen Cut, was ihn sichtlich ärgerte. Im nächsten Durchgang war Carsten dran und flog zwar trotz widriger Wetterverhältnisse sehr sauber. Leider ging sein Antrieb zu früh (in der neunten Runde) aus und er musste weit segeln um die 10te Runde nach 69.8s zu beenden. In Runde drei war ich dann am Start und die Ergebnisse meiner beiden Teamkollegen machten mich nicht gerade zuversichtlich. Das Rennen lief aber gut und mit 61.6s war ich deutlich schneller als alle anderen Teilnehmer.

Als der F3E Durchgang beendet war, starte F3D seinen Durchgang (wir flogen meist im Wechsel die Durchgänge). Danach waren wir „F3E’ler“ wieder an der Reihe. Basti ging verunsichert durch den Cut mit gemischten Gefühlen an den Start, flog aber eine souveräne 65.9s. Carsten konnte seinen Antrieb besser an das Wetter anpassen und sich deutlich steigern und auch ich konnte nochmal etwas schneller fliegen.

Leider war es nach dem Durchgang bereits 18Uhr – der Wettbewerb war für diesen Tag beendet  (Lärmschutz). Auch wenn Carsten und Basti noch nicht so zufrieden waren, hatten wir im Großen und Ganzen einen guten Start – und ich konnte sogar in Führung liegend den Tag beenden – damit hätte ich nie gerechnet.  

Donnerstag 3.8.

Die Wertungstage begannen immer morgens um 8Uhr mit der Limiter-Ausgabe. An der Ausgabestelle konnte man zwei Limiter aus einer Kiste ziehen und musste diese am Ende des Wertungstages wieder zurückgeben.  

Der neue Energie-Limiter ist von der EDIC zertifiziert und jeder Limiter wurde vor der WM vermessen und kalibriert. Er wurde von Peet entwickelt und auf ein Minimum an Verkabelung reduziert. So lässt er sich selbst in einer Fornication schnell und einfach einbauen. Über eine LED wird am Ende eines Durchgangs angezeigt, ob dieser korrekt gearbeitet hat. Ein wirklich gut durchdachtes System was perfekt funktioniert hat. Es gab keinerlei Beschwerden, Anzweiflungen oder Re-Flights aufgrund des Limiters.

F3E begann auch heute pünktlich um 9 Uhr mit dem ersten Durchgang. Der Wettbewerb war so straff organisiert, dass man nicht erst um 9Uhr im Kurs eintraf, sondern die Modelle waren bereits identifiziert und der Startcountdown so getimed, dass das erste „go“ um Punkt 9:00Uhr erfolgte. Mit dieser Präzision wurde der gesamte Wettbewerb organisiert und durchgeführt. Wirklich beeindruckend.

Auch die Startstelle war top organisiert, so standen immer mindestens 2 Judges im Kurs, die überwachten, ob das Modell korrekt in der Startbox abgeworfen und nicht zu früh gestartet wurde. Übertreten oder Frühstart wurden direkt mit Cuts bewertet. Auch Saftyline Überflüge wurden direkt mit Cuts bewertet. Das klingt streng, ermöglicht aber einen transparenten, professionellen und fairen Wettbewerb. Die Organisation war tip top!

Tjarko setzte im dritten Durchgang mit einer 59.15 eine neue Bestzeit für den Wettbewerb und zeigte, was unter den Bedingungen möglich ist. Wir hatten aber alle noch Probleme uns auf das Wetter ein zu stellen und wir waren eher langsam unterwegs.

Durch Regenschauer am Vormittag bis mittags musste der Wettbewerb wieder länger unterbrochen werden.

Im vierten Durchgang war dann bei Carsten der Knoten geplatzt und er flog eine 59.9 und auch Basti konnte sich mit einer 63 deutlich steigern. Meine Anpassungen zeigten leider keinerlei Wirkung, da es in meinem Durchgang leicht zu tröpfeln anfing und ich viel Zeit auf die Konkurrenz verlor.

Beim letzten Durchgang des Tages konnte ich dann zeitentechnisch wieder zur Spitzengruppe „aufschließen“ und noch eine gute Zeit fliegen. Auch Tag 2 konnte ich in Führung liegend beenden – aber deutlich knapper. Und es war klar: Ich muss schneller werden um die Führung bzw. einen Podest Platz halten zu können. Es zeichnete sich ab, dass Jan Sedláček, Tjarko v Empel, Bruce De Chastel und Tomáš Ciniburk sehr schnell unterwegs waren und alle heiße Anwärter für das Podium sind. Und es war ja nicht mal die Hälfte der geplanten Durchgänge (12) geflogen – eigentlich hatten sogar noch viel mehr Piloten das Potential auf das Podium zu kommen.

Freitag 4.8.

Ursprünglich war geplant, dass Freitag der letzte Wertungstag war. Auch das Wetter sollte mitspielen. Trotzdem war klar, dass wir an dem Tag nicht die 12 Durchgänge voll bekommen und wir am Samstag den Reservetag brauchen werden. Trotzdem lag schon etwas von „Entscheidungstag“ in der Luft.

Der Tag verlief sehr spannend und war ein ständiges Auf und Ab… Basti fand anfangs nicht so recht in den Wettbewerb, dafür konnte Carsten einige gute Zeiten fliegen und eine Top 6, vielleicht sogar P5 war in Reichweite.

Ich hatte auch wieder Probleme in den Tag zu starten und machte im ersten Flug einen Flugfehler, der viel Zeit kostete und im zweiten Lauf holten wir uns auch noch einen Cut. Damit zog Jan in der Gesamtwertung vorbei und Bruce kam auch in Riesenschritten näher an mich heran. Ich musste also schneller werden ohne zu großes Risiko eines Cuts ein zu gehen – der Druck war deutlich in Jochens und meiner Anspannung zu spüren. So eine WM ist doch etwas ganz anderes als eine DM.

Carsten hatte im letzten Durchgang des Tages einen Midair mit Joris. Er musste auf sein B-Modell wechseln aber konnte in der Kürze der Zeit bis zum  Re-Flight (Bei Midairs/ Zusammenstößen in der Luft hat man das Recht den Flug zu wiederholen)  nicht den Antrieb umbauen und musste so wieder in Runde 9 Segeln – damit rutschte er leider wieder nach hinten.

Wir schafften an dem Tag 6 Durchgänge. Ich konnte nach 11 Durchgängen den 2ten Platz halten und hatte zu Bruce einen Puffer ausbauen können, zusätzlich flog er im letzten Durchgang des Tages einen Cut. Jan hatte zwar auch einen Cut im letzten Durchgang geflogen aber wenn am Samstag der dritte Streicher (nach 12 Durchgängen) kommt, lag er mit 6s Vorsprung komfortabel in Führung – sofern er eine Zeit um die 60 fliegt, aber auch er durfte sich keinen weiteren Cut leisten. Das Feld hatte sich etwas auseinander gezogen und es war klar, dass nicht mehr ganz so viele Piloten im letzten Flug am Samstag eine Chance auf das Podium hatten.

Ausruhen konnte ich mich in meinem letzten Durchgang trotzdem nicht: Denn Bruce lag nur 4s hinter mir und auch Tjarko würde durch den dritten Streicher wieder deutlich nach vorne rutschen. Entschieden war da noch gar nichts.

Und auch in der Teamwertung war es für uns noch spannend: Wir lagen mit Tschechien von den Punkten fast gleichauf und es ging um Platz 3 oder 4.

Samstag 5.8.

F3E startete wieder pünktlich um 9Uhr und dann ging alles irgendwie sehr schnell – zumal wir Deutschen, Bruce, Tjarko und Jan in den ersten Gruppen waren.

Jan flog die geforderte „60“ und war damit hoch verdient Weltmeister. Den ganzen Wettbewerb zeigte er eine Spitzenleistung. Gratulation an Jan!

Ich flog eine sichere 60 und sicherte mir und Jochen so Platz zwei und den Vizeweltmeister-Titel in unserer ersten Weltmeisterschaft. Ich bin wirklich sehr stolz und vor allem auch dankbar, dass Jochen so kurzfristig eingesprungen ist – ohne ihn wäre das nicht möglich gewesen.

Bruce flog etwas zu „sicher“ und durch eine 62 konnte Tjarko an ihm vorbei aufs Treppchen ziehen.

Basti und Carsten gaben im letzten Lauf nochmal alles und flogen im letzten Durchgang gute Zeiten. Das konnten Kamil (CZ) und Jiri (CZ) nicht mehr toppen und so konnten wir uns als deutsches Team noch Platz 3 in der Teamwertung sichern.

Besonders freut mich, dass das F3E Team aus den Niederlanden bei der Weltmeisterschaft im eigenen Land die Mannschaftswertung gewinnen konnte. Alle drei Piloten haben viel in den Sport investiert und hoch verdient gewonnen. Mein Respekt und „Hip Holland“!

Abends gab es dann noch die Siegerehrung und das Bankett. Anschließend war laut Zeitplan eine Party geplant – das war eher ein nettes zusammen sitzen, eine  Party zu organisieren müssen unsere niederländischen Freunde noch mal üben 😉

Auch wenn das Wetter sich alles andere als von seiner besten Seite zeigte, wird mir diese Weltmeisterschaft als ein super Wettbewerb in Erinnerung bleiben. Die Organisation war aller erste Sahne – so etwas habe ich noch nicht erlebt. Auch die neue Messanlage und der neue Limiter funktionierten perfekt. Ganz großes Lob und Respekt! Und vielen Dank für eure Gastfreundschaft.

Auch wenn ich hier nichts über F3D berichtet habe (ich nix plan), war es eine ganz besondere Atmosphäre mit den F3D’lern gemeinsam im großen Zelt zu schrauben, mit ihnen zu fiebern und sich aus zu tauschen.  Es war spektakulär Emil bei seiner Aufholjagt zu beobachten.

Es hat uns allen Vieren richtig großen Spaß gemacht, Teil dieser Weltmeisterschaft zu sein – es war ein tolles Gefühl und machte vor allem Lust auf noch viel mehr. Wir haben viel Positives gelernt und sind als Team nochmal deutlich mehr zusammen gewachsen – ich bin gespannt was sich daraus noch entwickelt 😉

Gruß Christoph